Tell Halaf Grabungsprojekt
DEU / ENG

Grabungsstelle B

Dr. Jörg Becker

Grabungen am Nordhang
In der Kampagne 2009 konnte unmittelbar nördlich an die kleineren Rundbauten (s.o.) der große Rundbau 5 erfasst werden. Dabei blieben von diesem Gebäude in erster Linie der rechteckige Anbau sowie Teile des Rundbaus erhalten. Der Nordteil fiel indessen der Hangerosion zum Opfer, Teile seiner Osthälfte dem Stufenschnitt der Oppenheim-Grabung. Dennoch lassen sich Größe und Grundriss leicht erkennen. So besitzt auch dieses Gebäude wiederum den Schlüssellochförmigen Grundriss. Der Rundbau lässt auf einen Innendurchmesser von rund 7 Metern schließen. Im Inneren blieb eine rechteckige Abmauerung erhalten, die mit Schutt gefüllt war und zum ursprünglichen Grundriss gehörte. Sie diente wohl zur Stützung der Außenmauer. Wie Parallelen etwa aus Yarimtepe III im Nordirak zeigen, entstand durch vier solcher dreieckiger Abmauerungen ein kreuzförmiger Grundriss und trug zweifellos ein Flachdach (Abb. 1).

Rundbau 5
Zusammen mit dem rechteckigen Anbau ergibt sich für diesen großen Rundbau 5 eine beachtliche Wohnfläche von ca. 47 m². Im Inneren tragen die Lehmziegelmauern einen dicken Kalkverputz. Die Mauern von Rundbau 5 selbst wurden auf einem sorgfältig nivellierten Gipsestrich errichtet, der max. ca. 4–5 cm stark ist und in älterer neolithischer Tradition steht.
Unmittelbar westlich schließt sich an den Rundbau ein sorgfältig verlegtes Kieselpflaster an. Hier muss derzeit noch offen bleiben, ob es sich um einen Hof oder eine N-S-verlaufende Gasse handelt.
Aufgrund der Keramik sowie unterstützt durch zwei kalibrierte 14C-Daten gehört die am Nordhang auf größerer Fläche erfasste Bebauung dem Zeitraum um 5500 v. Chr. an und entspricht damit der späten Halaf-Zeit (Halaf IIb).

Rundbau 4
Im Rahmen kleinerer Nachuntersuchungen an der Nordfassade des West-Palastes konnte Rundbau 4 zu Teilen erfasst werden, der unmittelbar unterhalb des West-Palastes vor dessen Nordfassade zutage kam (Abb. 2). Dabei dürften mit Errichtung des West-Palastes an dieser Stelle jüngere prähistorische Schichten beseitigt worden sein.
Bei einem Innendurchmesser von ca. 5 Metern besitzt auch dieser Rundbau 4 wiederum eine dreieckige Abmauerung zur Stützung der Außenmauer und wird derzeit der späten Halaf-Zeit zugewiesen (Halaf IIb, ca. 5500–5300 v. Chr.). Im Außenbereich befindet sich direkt nördlich ein kleiner Ofen. Der Plan (Abb. 3) zeigt westlich neben Rundbau 4 den alten N-S-verlaufenden Grabungsschnitt, der im Rahmen der Oppenheim-Grabung auf einer Länge von ca. 15 m und einer Breite von rund 5 m unterhalb des einstigen Zugangs in den West-Palast angelegt wurde. Auch hier zeigt sich wiederum eine dreieckige Abmauerung, die vielleicht als Teil eines weiteren, damals nicht erkannten Rundbaus zu deuten ist.

1Ansicht von Rundbau 5. Nordhang des Tell Halaf (Foto: L. Simons)
2Ansicht von Rundbau 4 vor der Nordfassade des West-Palastes am Tell Halaf (Foto: L. Simons)
3Plan von Rundbau 4 und westlich anschließender Altgrabung im Bereich des West-Palastes am Tell Halaf (Autor: J. Becker)