Tell Halaf Grabungsprojekt
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Einführung

Dr. Lutz Martin / Prof. Dr. Mirko Novák

Der Tell Halaf, im Nordosten Syriens an den Quellen des Flusses Chabur gelegen, gehört zu den berühmtesten Ruinenhügeln des Nahen Ostens (Abb. 1-2). Als wichtiger Fundplatz war der Ort namengebend für einen Abschnitt des keramischen Neolithikums (»Halaf-Zeit«, ca. 6000-5300 v. Chr.). Nach dem Chalkolithikum wurde der Ort offenbar aufgegeben und erst im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. wiederbesiedelt. Hier befanden sich unter dem Namen Guzana zunächst die Hauptstadt eines aramäischen Fürstentums und später die Residenzstadt eines assyrischen Statthalters. Die Stadt wird als Gosan im Alten Testament erwähnt und existierte auch nach dem Untergang des assyrischen Reiches bis in die seleukidisch-parthische Zeit fort.

Berühmt wurde der Ort durch die Auffindung zahlreicher Bildwerke, die als Bauschmuck an dem Palast des aramäischen Fürsten Kapara (Ende 10./ Anfang 9. Jh. v. Chr.) angebracht waren und die bei den Ausgrabungen des Kölner Bankierssohnes Max Freiherr von Oppenheim in den Jahren 1899, 1911-13 und 1929 zu Tage gekommen sind. Die zahlreichen Statuen und Relieforthostaten zeigen eine für den Alten Orient einzigartige Ikonographie. Ein Teil dieser Denkmäler war bis zum 2. Weltkrieg in einem eigens eingerichteten Tall-Halaf-Museum in Berlin ausgestellt, welches 1943 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. In einem groß angelegten Restaurierungsprojekt wurden die dabei zerborstenen Bildwerke am Vorderasiatischen Museum Berlin wieder zusammengesetzt (www.tell-halaf-projekt.de).

Nach 77-jähriger Unterbrechung wurden die Grabungen 2006 durch ein syrisch-deutsches Team der Generaldirektion der Antiken und Museen Damaskus und des Vorderasiatischen Museums Berlin in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Eberhard Karls Universität Tübingen fortgesetzt (ZDF - Terra X). Ziel des Projektes ist die weitere Erforschung der Siedlungsgeschichte auf der Zitadelle und in ausgewählten Bereichen der ehemaligen Unterstadt (Abb. 3).

Für die Unterstützung und Förderung der gemeinsamen Expedition möchten wir der Generaldirektion der Antiken und Museen in Damaskus, vor allem dem Generaldirektor Dr. Bassam Jamous und dem Stellvertretenden Generaldirektor und Direktor für Ausgrabungen, Dr. Michel al-Maqdissi danken. Vor Ort sind wir unseren Kooperationspartner, Dr. Abd el-Masih Hanna Bagdho, Direktor der Altertümerverwaltung Hassake zu Dank verpflichtet. Unser Dank gilt auch der DFG, ohne deren Förderung das Vorhaben nicht durchgeführt werden könnte.

1Vorderasien mit der Lage des Fundortes (Entwurf: G. Elsen-Novák)
2Ansicht der Zitadelle von Norden (Foto: G. Mirsch)
3Grabungssektor C im Osten der Zitadelle (Foto: G. Mirsch)