Tell Halaf Grabungsprojekt
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Lage des Tells

Prof. Dr. Mirko Novák

Der Tell Halaf liegt bei 36°49' nördlicher Breite und 40°02' östlicher Länge ca. 2 km westlich der modernen Stadt Ra’s al-‘Ain im syrischen Regierungsbezirk Hasseke. Unmittelbar an seiner Nordseite fließt der Djirjib, der westlichste Quellfluss des Chabur (Abb. 1).
Die Region an den Quellen des Chaburs, stellt eine der wasserreichsten und fruchtbarsten Gebiete des Vorderen Orients dar: Aufgrund ausreichender Niederschlagsmengen – in Trockenjahren von 200–300mm, im langjährigen Mittel gar 400–600mm – ist hier ein weitgehend risikofreier Regenfeldbau möglich. Erst in jüngerer Vergangenheit ist durch eine massive Grundwasserentnahme ein dramatischer Wandel zu beobachten. Zum Regenfeldbau tritt daher bis heute eine starke Bewässerungswirtschaft (Abb. 2).

Der Wasserreichtum führte zum modernen Ortsnamen Ra’s al-‘Ain »Kopf der Quelle« einer heute ca. 25000 Einwohner zählenden Kleinstadt. In der türkischen Schwesterstadt Ceylanpinar leben ca. 20000 Menschen.

Die überaus günstigen Böden im so genannten »Chabur-Dreieck« zwischen dem Tur ‘Abdin und Hassake ermöglichen eine florierende Agrarwirtschaft. Dass dies für alle Abschnitte der Menschheitsgeschichte zu gelten scheint, bezeugen zahlreiche zum Teil sehr große Ruinenhügel in dieser Region.

Der Handel war durch alle Zeiten hindurch die wichtigste Erwerbsquelle: Durch das Chabur-Dreieck verlief in Ost-West-Richtung die in den assyrischen Quellen genannte »Königsstraße«, die seit altersher die wichtigste Verbindung Assyriens mit der nördlichen Levante, dem Mittelmeer und Anatolien bildete. Bis heute markiert der Verlauf der »Baghdad-Bahn«, die den Tell Halaf unmittelbar nördlich passiert und die heutige Landesgrenze zwischen der Türkei und Syrien bildet, diese alte Handelsroute. Abzweigende Straßen verliefen nach Süden zum Euphrat und von dort weiter nach Babylonien und zum Persischen Golf sowie nach Norden über den Tur ‘Abdin nach Ost-Anatolien.

1Satellitenbild des Siedlungshügels und seiner Umgebung
2Der Tell Halaf von Nordosten (Foto: G. Mirsch)