Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle A

Raphaela Heitmann, M.A.

Lehmziegelterrasse
Wie im vergangenen Jahr stand auch die Kampagne 2010 in den ersten Wochen ganz unter dem Zeichen der Aufarbeitung. Die daran anschließenden Grabungstätigkeiten auf dem Hügel dauerten vom 13.09.10 bis zum 11.10.10. Mit einem kleinen Team konzentrierten sich die Grabungen vor allem auf das Gebäude A1 auf der Lehmziegelterrasse im Süden der Zitadelle. Die Arbeiten wurden im Bereich des bereits 2007/2008 erfassten Hofes A1:AC weitergeführt, mit dem Ziel mehr über die Ausstattung und die Ausdehnung desselben zu erfahren.
Dabei konnten zunächst neue Erkenntnisse zum hellenistischen Gebäude A 3, welches das neuassyrische Gebäude A 1 überlagert, gewonnen werden: Es wurden Reste der für dieses Gebäude charakteristischen Fundamente aus Stampflehm freigelegt, so dass nun die Ausmaße des Raumes AB auch nach Osten hin geklärt sind. Ob es sich hier bereits um die Außenmauern des Gebäudes handelt, ist noch unklar.
Bislang konnten von diesem Gebäude vier Räume freigelegt werden, deren Fußböden teilweise mit einem Kieselpflaster bedeckt waren. Die westliche Begrenzungsmauer bzw. weitere Räume sind wohl durch die während der Altgrabungen angelegte große Nord-Südsondage zerstört worden.

Die Grabungen innerhalb des neuassyrischen Hauses A 1 ergaben, dass das Kieselpflaster einen großen Teil der bislang erfassten Hoffläche bedeckt. Bereits 2008 konnten zahlreiche Kleinfunde neben dem Durchgang in den Hof verzeichnet werden. Diese extreme Funddichte konnte in diesem Jahr auch für den Rest der bislang freigelegten Hoffläche festgestellt werden. Dazu zählen vor allem Schmuckperlen aber auch Gegenstände aus Bronze (z.B. Nadeln), Eisen (z.B. eine Sichel), Knochen und als besonderer Fund ein sehr fein gearbeitetes Elfenbeinköpfchen. Die das Hofpflaster überlagernde Fundstelle war sehr reich an Keramik, darunter auch Fragmente von Steingefäßen (Abb. 1). Die südliche Begrenzung des Hofes ist nur noch durch wenige Mauerreste nachweisbar. Aufgrund der modernen Bautätigkeiten der Bewohner des Dorfes Tell Halaf kann nicht mehr geklärt werden, ob es nach Süden hin weitere Räume gegeben hat (Abb. 2).
Im Norden wird der Hof durch eine Mauer mit einem Türdurchgang begrenzt, der in einen weiteren Trakt des Hauses führt. In dem ca. 90 cm breiten Durchgang befindet sich noch eine quadratische Türschwelle aus Basalt. Ganz in der Nähe dieser Tür fand sich das Fragment eines Miniaturgefäßes mit polychromer Schmelzfarbenbemalung (Abb. 3).

West-Palast
Parallel zu den Untersuchungen auf dem Lehmziegelmassiv, wurden die Grabungen in den Arealen südlich des Westpalastes weiter geführt. Dabei handelte es sich um Nachuntersuchungen sowie vorbereitende Maßnahmen für zukünftige Arbeiten in diesem Bereich, wobei auch Wiederverfüllungen aus den Altgrabungen großflächig abgetragen wurden. So kann nun auch die Ostmauer des Gebäudes A 7 auf einer Länge von ca. 8 m nachgewiesen werden. Die bereits 2008/2009 entdeckte Ost-West ausgerichtete Mauer von Gebäude A 9 wurde im Bereich des Areals 6109 leider durch eine während der Altgrabungen angelegte kreisrunde Tiefsondage geschnitten. Eine nach Süden abgehende Mauer kann inzwischen auf einer Länge von mindestens 2 m nachgewiesen werden (Abb. 4).

1Steinschale in Fundlage auf dem Fußboden von Hof AC des Gebäudes A 1 (Foto: R. Heitmann)
2Hof vor dem Gebäude A 1 (Foto: D. Vogel)
3Fragment eines Minaturgefäßes mit polychromer Schmelzfarbenbemalung (Foto: L. Simons)
4Grabungen südlich des West-Palast-Fundaments (Foto: D. Vogel)