Tell Halaf Grabungsprojekt
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Grabungsstelle B

Dr. Jörg Becker

Grabungen am West-Palast
Im Jahr 2006 begannen die Untersuchungen zur prähistorischen Besiedlung mit den Ausgrabungen am eisenzeitlichen West-Palast und Skorpionen-Tor. Denn aus der Publikation der Altgrabungen (H. Schmidt 1943) war bekannt, dass rund 2 m unterhalb der eisenzeitlichen Bebauung mit prähistorischen Schichten zu rechnen sei. Die neuen Untersuchungen konzentrierten sich dabei auf den Bereich nördlich des Skorpionen-Tors, wobei zunächst die eisenzeitliche Bebauung wieder freigelegt wurde, die durch die Altgrabungen schon erfasst war und der heutige Zustand mit der damaligen Bauaufnahme abgeglichen wurde (Abb. 1).

Anschließend erfolgte im Rahmen der Neugrabungen die Freilegung der prähistorischen Schichten. Allerdings zeigte sich, dass an dieser Stelle die prähistorische Bebauung wesentlich tiefer lag, als zuvor angenommen und massive Auffüllungen den eisenzeitlichen Baugrund nivelliert hatten. Erst rund 4,50 m unterhalb des eisenzeitlichen Begehungsniveaus konnte mit Rundbau 1 ein Halaf-zeitliches Gebäude zur Hälfte erfasst werden. Die Mauern des im Durchmesser ca. 6,5 m großen Gebäudes bestehen aus Lehmziegeln und weisen auf der Außen- und Innenseite Verputzreste auf. Im Inneren ist der Bau durch abgehende Binnenmauern in einzelne Räume untergliedert (Abb. 2).
Die Keramik aus diesem Bereich wird nach gegenwärtigem Stand der mittleren Halaf-Zeit (Halaf IIa) zwischen ca. 5700–5550 v. Chr. zugewiesen.

Zu den wesentlichen Erkenntnissen dieser Untersuchungen gehört die Feststellung, dass wir mit den neuen Ausgrabungen in eine Senke zwischen zwei prähistorischen Kuppen geraten sind und der Schichtaufbau in prähistorischer Zeit keineswegs so horizontal geschichtet verlief, wie es die Berichte aus den Altgrabungen vermuten lassen.

1Die eisenzeitliche Bebauung am West-Palast und Skorpionen-Tor des Tell Halaf (Foto: G. Mirsch)
2Rundbau 1 im Bereich von West-Palast und Skorpionen-Tor am Tell Halaf (Foto: G. Mirsch)